08 Oktober 2009

Kenia, Oktober 2009

Bereits waehrend den Wochen in Uganda, hatte sich Kerims Zustand zusehends verschlechtert. Er quietschte und rasselte immer lauter. So haben wir dann in Jinja, kurz vor der kenianischen Grenze den Kupplungszylinder, welcher im Innern etwas Rost angesetzt hatte, austauschen lassen. Auf der anschliessenden Fahrt zur Grenze war dann das Quietschen der Kupplung weg....dafuer waren andere Geraeusche besser zu hoeren (wie das immer ist)!

Der Grenzposten auf Ugandas Seite war klein und es wimmelte von Geldwechslern. Wir tauschten zur Sicherheit schon mal ein paar Tausend Uganda-Schilling gegen Kenianische Schilling. Wir haben aus unserer haarstraeubenden Erfahrung in Nigeria gelernt und wollten nicht riskieren ein paar Tage ohne Geld zu sein. Denn, man weiss nie, wo sich die naechste Geldwechsel-Moeglichkeit ergibt. Auf kenianischer Seite (und die Behoerden hier gelten nicht immer als ganz einfach) verlief die Einreise reibungslos. Man wollte uns zwar noch etwas "Roadtax" abzwacken, doch bereits nach kurzem Protest hatten wir freie Fahrt.

Ueber diesen Grenzuebergang wird ein Grossteil der Waren nach Uganda, Ruanda, Suedsudan und in die Demokratische Republik Kongo transportiert. Dies geht an den Stassen nicht ungestraft vorbei und so kaempften wir uns bald ueber eine von tiefe Spurrillen zerfressene, huegelige Teerlandschaft. Aber wir wollten ja nicht klagen, immerhin Teer!




So erreichten wir nach ein paar Stunden Fahrt die erste groessere Stadt in Kenia, Eldoret. Diese hat eigentlich touristisch nicht viel zu bieten. Doch gibt es hier eine Kaeserei! ...und davon hatten uns ueber Monate hinweg immer wieder Leute vorgeschwaermt, die von Norden nach Sueden reisten. Wir suchten und fanden diese Kaeserei dann auch und, sagen wir, es entsprach nicht ganz dem, was man sich bei uns unter einer Kaeserei vorstellt. Bereits die von tiefen Schlag- und Schlammloechern zerfresse Zufahrtsstrasse kuendigte dies an. Auch im Innern herrschten etwas andere Hygienestandards. Wir stellten uns also vor einem vergitterten Schalter in die Schlange (wobei in Afrika anstehen in einer Schlange an sich schon ein aussergewoehnliches Ereignis ist). Und schon bald wurden uns "Muesterchen" der unterschiedlichen Kaesesorten gereicht. So degustierten wir froehlich Edamer, Tilsiter, Gauda und noch ein paar andere Sorten. Wir waren entzueckt und deckten uns gleich mit Tilsiter und Gauda ein. Zurueck im Auto konnten wir uns dann nicht mehr beherrschen und fielen wie die Hyaenen darueber her.






Die folgende Nacht verbrachten wir auf dem Campingplatz ein paar Kilometer ausserhalb von Eldoret (http://www.naiberi.com). Dieser gehoert Raj, einem exzentrischen Kenianer indischer Abstammung. Seine Familie betreibt eine grosse Strickwarenfabrik in Eldoret und er baut diesen Platz sozusagen als Hobby auf. Wir waren besonders von seiner grossen, hoehlen-aehnlichen Bar/Restaurant begeistert. Diese betritt man durch einen etwa 50 Meter langen Tunnel und befindet sich dann ploetzlich in einer tropischen Tropfsteinhoehle. Abends kamen wir dann ins Gespraech und dabei auch auf den Zustand unserer "tie rod ends" zu sprechen. (Fragt nicht, wie diese auf deutsch heissen!) Er bot uns an, die Sache von den Mechaniker in seiner Garage anschauen zu lassen. Was diese dann am naechsten Morgen auch taten und dabei feststellten, was wir schon lange wussten (aber nicht wahrhaben wollten). Die Dinger waren "durch". Wir machten uns auf und kauften in der Stadt neue, welche die Jungs in der firmeneingenen Werkstatt dann fuer uns einbauten - kostenlos! So koennen wir jetzt wieder holprige Strassen befahren ohne zu fuerchten, dass ploetzlich die Lenkung versagt!



Wir setzten uns also auf eine Mauer und schauten, was die "Mechaniker" so trieben. Neben der Lenkung wurde auch noch eine eine ausgerissene Kleinigkeit geschweisst. Und dann war da noch eine Delle die "ausgebeult" wurde. Wobei dieser Begriff das Resultat gut umschreibt: Die Beule ist jetzt einfach nach aussen. Was bei den bemerkenswerten, selbstgemachten Werkzeugennicht wirklich erstaunlich war. Interessantes Detail: Der Kugelkopf des Hammers bestand aus genau dem Teil, welches bei unserem Auto ersetzt werden musste.



So verliessen wir Tags darauf Eldoret mit einem merklich stabilieren und etwas verbeulteren Kerim und - ja! - auch das Klappern war weg. Aber keine Angst, bereits 1000 Km und ein paar holprige Pisten spaeter war es wieder zurueck. Die "tie rod ends" waren gut eingebaut, doch das mit dem Schweissen ueben wir nochmals!

Aber jetzt zog es uns an die Kueste! Wir brausten direkt nach Nairobi. Dort verbrachten wir nur eine Nacht, um dann direkt nach Mombasa zu fahren. Hier verbrachten wir ein paar Tage am schoenen Tiwi Beach: Strand, Palmen und Meer und der Fisch wird einem frisch gefangen an die Haustuere (in unserem Falle Autotuere) geliefert! Doch um dorthin zu kommen mussten wir wieder einmal eine Faehre ueber einen Hafen nehmen. Das kam uns aus Dar Es Salaam schon bekannt vor und auch der Ladestil (es wird geladen bis es sinkt) war uns schon vertraut.



Immer wieder hatten wir auf dieser Reise von Lamu gehoert. Ein kleines Sansibar soll es sein, wurde uns gesagt, aber noch authentischer und kleiner, von von Swahili-Kultur. Dies wollten wir uns natuerlich nicht entgehen lassen. Der Weg dahin fuehrte uns erst ins zweihundert Kilometer noerdlich von Mombasa gelegene Malindi. Angeblich eine Hochburg der italienischen Mafia ist Malindi eine interessante Mischung aus italienischem Badeort (Komplett mit italienischen Supermaerkten, Pizzas und Gelatti), indischen Maerkten und afrikanischem Verkehr. Viele Einheimische sprechen italienisch, denn die Italiener sprechen hier kein Englisch.

Von hier folgt die Strasse nach Lamu der Kueste. Durch die Naehe zur somalischen Grenze (oder ist daran eher die kenianische Polizei schuld?) kommte es auf dieser Strasse aber immer wieder zu Ueberfaellen auf Fahrzeuge. Deshalb (und auch weil wir keine Lust hatten 200Km hoch und dann wieder zurueck zu fahren) liessen wir Kerim im Hof eines Campingplatzes in Malindi fuer eine Woche stehen und nahmen den Bus nach Mokowe. Von dort setzt man dann per Dhow (afrikanisches Segelbot) nach Lamu ueber.





War es schoen, im Bus zu sitzen und einmal nicht verantwortlich zu sein als die Federung ihren Geist aufgab! Einfach nur sitzen und warten, bis das Problem geloest wurde - herrlich!
Lamu selbst war eine andere Welt. Keine Autos. Alles wird entweder mit Booten oder auf Eseln transportiert. Und da Lamu Jahrhunderte lang als Handelshafen fuer Arabische Haendler gedient hatte erinnerte Lamu-Town mehr an Indien oder Marocco als an eine Afrikanische Stadt. Wir schlenderten durch die engen Gassen, tranken milchigen Chai, wichen sturen Eseln aus und assen alles, was es am Strassenrand so zu essen gab - ok, fast alles.





Nach zwei Tagen in Lamu (der Stadt) mieteten wir ein schoenes Zimmer in einem noch schoeneren, traditionellen Lamu-Haus in Shella, am anderen Ende der Insel. Das ganze Haus war Fensterlos, luftig, weiss getuencht und auf drei Etage verteilt. Wie schoen, wieder einmal ein Zimmer zu haben. So faulenzten wir herum, spazierten am Strand entlang und waren einfach etwas faul.











Zurueck in Malindi freuten wir uns erst darueber, dass Kerim noch da war - ins Restaurant, hinter dem er parkiert war wurde bereits in der ersten Nacht unserer Abwesenheit eingebrochen. Und dann war es auch schon an der Zeit, in Richtung Nairobi zu fahren. Die Fahrt dauerte einen Tag und fuehrt ueber eine mehr oder weniger gerade Strasse. Damit aber keine Langeweile aufkommt, tummelten sich dort Lastwagen, deren Fahrer den Fuehrerschein gekauft haben (in Kenia gang und gaebe) und denen nicht gesagt wurde, dass es durch Ueberholen bei starkem Gegenverkehr zu schweren Unfaellen kommen kann. Ausserdem wissen wir jetzt endlich, wo die Plastiksaecke wachsen!





In Nairobi wollten wir das Aethiopische Visum beantragen (soll nur einen Tag dauern) und uns dann auf den langen, holprigen Weg nach Aethiopien machen. Doch halt, sooo einfach sollte es nicht sein! Auf der Aethiopischen Botschaft wurde uns naemlich erklaert, dass sie uns leider kein Visum austellen koennen. Da wir nicht auf deren ominoesen Liste der "tourist generating countries" stehen. Leider fuehrte an Aethiopien kein Weg vorbei - der Sueden Sudans ist keine sichere Alternative, von Somalia ganz zu schweigen. So kaempften wir zwei Wochen vergeblich, unterstuetz durch die Schweizer Botschaft in Nairobi, das Auswaertige Amt und verschiedene Liechtensteiner Botschaften - ohne Erfolg. Denn, wir standen NICHT auf der Liste! Ist das denn so schwer zu verstehen?
Wenigstens wohnten wir auf einem ruhig gelgenen Campinplatz, wo wir viele interessante Reisende trafen (die mit Autos, Motorraeder, Trucks und sogar Wohnmobilen unterwegs sind) und somit wenigstens etwas Unterhaltung hatten.





Es blieb uns nichts anders uebrig, als auf unsere anderen Paesse zurueck zu greifen. Leider war Dainas kanadischer Pass 1) zuhause und 2) abgelaufen. Wir beantragten also auf der Kanadischen Botschaft einen Neuen Pass fuer Daina. Dies ging problemlos, dauert aber drei Wochen.

Was wir bis dahin machen folgt im naechsten Kapitel.