05 Dezember 2009

Kerim - unser Heim

Seit ueber einem Jahr hausen wir jetzt in unserem Auto mit Namen Kerim.
Damit Ihr zuhause euch vorstellen koennt wie, haben wir Euch hier Kerim von seiner besten Seite. Das Bett wurde von einem Schreiner in Takoradi, Ghana nach unseren Vorstellungen eingebaut, die Matraze in der selben Stadt auf dem Markt gekauft. Diese war aber bereits nach wenigen Monaten durchgelegen und wir mussten sie in Cape Town ersetzen. Der Ueberzug dazu liessen wir von einem Polsterer in Abomey, Benin, schneidern.



Wir reisen immer noch mit den Rucksaecken. Die passen genau in den Stauraum unterm Bett. Dazwischen sitzt unser "Kuehlschrank" - eine Munitionskiste aus Plastik.




Da in grossen Teilen Afrikas zwei (!) Pannendreiecke vorgeschrieben sind, verrichten diese nun halt ihren Dienst als "Stuetzen".



Machete, die Waffe unserer Wahl stammt von einem Markt in Pointe-Noire, Kongo.





Das Bett ist zusammengesteckt, mit ein paar Naegeln verstaerkt und ins Auto geklemmt.
Sitzen geht nicht, doch zum Lesen und Schlafen reichts. Der Stauraum darunter ist natuerlich beschraenkt.



Die Gitter hinter den Fenstern liessen wir im Industriegebiet von Takoradi, Ghana, einbauen. Sie sollen uns nachts vor neugierigen, flinken Fingern schuetzen. Mit dem Moskitonetz dahinter koennen wir nachts beide hinteren Fenster oeffnen und schlafen so luftgekuehlt.



Unter dem hinteren Teil des Bettes steckt unsere Kueche/Vorratskammer. Der Tisch wurde bereits mit dem Auto mitgeliefert. Hier kommt uebrigens das zweite Pannendreieck zum Einsatz.



a im Auto nicht viel Stauraum ist muss der Dachtraeger (stammt aus Marokko) leiden. Mit 80 Litern Benzin auf dem Dach, zusaetzlich zu den 60 Litern im Tank, haben wir eine Reichweite von ueber 1000 Km. Daneben wohnen auf dem Dach noch das zweite Ersatzrad (das andere haengt unter dem Auto), 20 Liter Wasser und eine Schaufel. Je nach Notwendigkeit kommt dazu noch ein 20 Liter Wassersack.


So schlecht geht's uns also nicht, oder?!

India (der Rest), Nov. 2009



Nach zwei erlebnisreichen Wochen in Varanasi war es dann aber irgendwann doch an der Zeit, die Rucksaecke wieder zu schultern. Wenn auch nur bis zum Bahnhof. Mit dem Nachtzug fuhren wir nach Satna, wo wir morgens um sechs ankamen. Von dort standen uns noch vier Stunden holprige Busfahrt bevor. Erschoepft erreichten wir gegen Mittag Khajuraho und suchten uns, bedraengt von Horden von "Hotel-Schleppern" ein (modriges) Zimmer und liessen uns sogleich ins Bett fallen.




Khajuraho ist bekannt fuer seine mit aus Sandstein gehauenen Kamasutra-Figuren gschmueckten Tempeln. Dies zieht Touristen aus der ganzen Welt an und diese wiederum Horden von Haendler. Privatsphaere wird dadurch ein Ding der Unmoeglichkeit. Man koennte Unmengen von Teppichen, Skulpturen in allen Groessen und Formen, Postkarten und Schmuck zu westlichen Preisen kaufen (yes sir, we take Visa-card also). Selbst wenn wir dies gewollt haetten, haetten unsere Rucksaecke damit keine Freude gehabt!

Leider waren uns nicht nur die Ladenbesitzer, sondern auch die Wettergoetter nicht sehr wohl gesinnt. Wir mussten den groessten Teil der Tempel mit Schirmen bewaffnet im Regen betrachten. Wodurch die prachtvollen Tempelanlagen einen grossen Teil ihres Charmes einbuessten.




So bestiegen wir nach nur zwei Naechten den Bus zureuck nach Satna. Dort fuhr um Mitternacht unser Zug nach Khandwa. Wiederum kamen wir fruehmorgens an und wieder stand uns noch ein paar Stunden Busfahrt bevor. Diesmal nach Omkareshwar. Doch anders als in Khajuraho stiegen wir bereits in stroemendem Regen aus. Nicht sehr motivierend. Wir suchten uns mit Schirmen bewaffnet ein weiteres modriges Zimmer und bereits in der ersten Nacht hielt die Zimmerdecke dem starken Regen nicht mehr stand und es tropfte auf uns herunter.

Doch am naechsten Tag wichen die Wolken und die Sonne liess sich blicken. Dies war der Augenblick, um all unsere halb-feuchten Kleider an der frischen, warmen Luft zu trocken!




Omkareshwar ist ein sympathischer kleiner Ort der fuer Hindu-Pilger eine sehr grosse Bedeutung hat - fuer Touristen scheinbar weniger, denn es hatte nur eine Handvoll. Der Ort Omkareshwar liegt teilweise auf einer Insel mitten im Fluss. Diese hat, von oben betrachtet, die Form eines Oms. Pilger wandern um diese Insel und vollziehen an bestimmten Stellen rituelle Waschungen - gut fuers Karma!




Auch wir wanderten herum, plauderten mit den Pilgern, tranken Tee und liessen uns von indischen Touristen fotografieren. Solche bleiche Prachtexemplare wie uns trifft man ja auch nicht jeden Tag! Durch den Mangel an westlichen Touristen ist Omkareshwar voll und ganz auf indische Pilger eingestellt. Dies erlaubte aus, im Gegensatz etwa zu Khajuraho, ungestoehrt das Religioese Treiben zu geniessen und Einheimische und Pilger kennen zu lernen... ohne alle zwei Schritte eine Einladung ins Geschaeft "meines Onkels/Bruders" ablehen zu muessen. Wunderbar.







Wir blieben eine Woche und genossen es - ausser wenn wir gerade krank waren, was bei dem Dreck kaum zu vermeiden ist, Haendewaschen hin oder her!





Unsere letzte Station vor unserer Rueckkehr nach Nairobi war natuerlich wieder Delhi. Davor wollten wir aber noch ein paar Tage im malerischen Pushkar verbringen. Um dorthin zu kommen brachte uns ein klappriger Bus in nur vier Stunden nach Ujjain, von wo uns (schon wieder) ein Nachtzug nach Ajmer brachte. Von dort ist es dann nur noch 12Km nach Pushkar. Dafuer waren wir dankbar. Denn im Zug war an Schlaf nicht zu denken gewesen. Es herrschte dauerndes Kommen und Gehen, Telefonieren (mitten in der Nacht!), Furzen, Husten und Power-Schnarchen - da muessten wir noch eine ganze Weile ueben!

Puskar kannten wir bereits. Doch war es seit unserem letzten Besuch vor ein paar Jahren noch viel touristischer geworden! Leben dort auch noch Einheimische? Doch noch etwas war anders. Die kleine Oase am Rande der Wueste ist um einen heiligen See gebaut. Darin koennen sich Pilger waschen und setzen damit ihr "Suendenkonto" auf Null zurueck. Der kleine See war aber so dreckig (wen wunderts!) dass er gereinigt werden musste. Dabei ging aber das ganze Wasser verlohren, mit Ausnahme einiger kleiner Pools an den Raendern des Sees.



Pushkar buesste damit aber nicht nur Wasser ein, sondern auch einen Teil seines Charms. Wir verbrachten ein paar faule Tage und rasselten dann mit dem Bus zurueck nach Delhi. Endlich einmal keine naechtliche Reise. Und trotz eines Platzes in der Fuehrerkabine mussten wir uns nicht um komische Geraeusche von unten kuemmern - nicht wie bei Kerim.





In Delhi verbrachten wir unsere letzten Tage vor der Rueckkehr nach Afrika. Zu unserer Grossen Freude trafen wir dort fuer zwei Tage Robins Mama und ihre Freundin Verena.




Fuer die beiden war es der Beginn einer mehrwoechigen Indienreise - und fuer uns das Ende unserer Indienreise. Der Countdown lief. Gemeinsam tourten wir (mit Guide) durch Delhi und besichtigten Sehenswuerdigkeiten die wir beide, obwohl nicht zum ersten Mal in Delhi, noch nie gesehen hatten.










Wir hatten wunderschoene aber viel zu kurze zwei Tage und dann war es auch schon wieder an der Zeit Abschied zu nehmen. Doch bis zum naechsten Wiedersehen soll es nicht mehr 16 Monate dauern!

So bestiegen wir in der Nacht vom ersten auf den zweiten Dezember mit gemischten Gefuehlen das Flugzeug nach Mumbai. Von dort ging es dann nach sechs Stunden Wartezeit zurueck nach Nairobi. Namaste, India.