15 Januar 2010

Sudan, Januar 2010


Der Unterschied zwischen Aethiopien und Sudan war wie Tag und Nacht, und dies war schon wenige Meter nach der Grenzbruecke klar. Auf aethiopischer Seite herrschte eben noch das pure Chaos. Jeder schien beim Zoll oder der Polizei zu arbeiten, doch keiner trug eine Uniform und die Formalitaeten wurden in Baracken abgewickelt, in denen sich jede Ziege wohlfuehlen wuerde. Dies alles verlief aber erstaunlicherweise relativ geordnet und sehr freundlich.






Ganz anders im Sudan, obwohl die freundlichkeit blieb. Hier trugen alle Uniformen, welche zugegebenermassen wie Pyjamas aussahen, aber immerhin den offiziellen vom Moechtegern abhoben. Alles war freundlich und alles war teuer, denn das Regime in Khartoum will zwar keine Touristen, aber wenn sie schon kommen, dann sollen sie auch bezahlen....was wir dann auch tun mussten. Dann wurde noch unser Auto auf Alkohol untersucht (ist ja eine islamische Republik) und wir waren drinn!






Und weiterhin haetten die Unterschiede zu Aethiopien deutlicher nicht sein koennen. Hatte es auf Aethiopischer Seite nur so von Menschen gewuselt, so war es auf sundanesischer Seite fast schon leer. Aehtiopiens gruene Berge und Taeler, welche uns bis an die Grenze umgaben, wichen ploetzlich Sudans endloser Weite. Und so rasten wir (uber perfekte, schnurgerade chinesische Strassen) dahin und konnten beobachten wie sich die Landschaft langsam aenderte. Erst saeumten Getreidefelder die Strasse und dann, nach und nach, wurde es immer sandiger bis wir ganz klar in der Sahelzone waren...mit Rinderherden, Kamelen und allem was dazugehoert. Vielleicht ueberraschend und entgegen den gaengigen Vorstellungen, scheinen Sturmgewehre im Norden Aethiopiens zum guten Ton zu gehoeren (jeder traegt jedenfalls eines), doch waren diese im Sudan eine Seltenheit - oder sie waren gut getant....wahrschreinlich aber sind alle im Sueden und Westen des Landes bei ihrer Arbeit.

So legten wir die 500km bis nach Khartoum wie im Flug zurueck (wobei der wellige Asphalt die Rolle der Luftloecher uebernahm).






Etwa nach einem Drittel der Strecke brach dann die Nacht herein und wir suchten uns eine angemessene Schlafstelle, was sich bei dieser flachen Landschaft als gar nicht so einfach erwies. Schliesslich, und es war schon fast dunkel, fanden wir dann genau was wir gesucht hatten. Hinter dem ersten Huegel seit der Grenze entdeckten wir eine Kiesgrube. So vor neugierigen Blicken geschuetzt campierten wir die erste Nacht im Sudan unter einem schoenen Wuesten-Sternenhimmel bei winterlicher Kaelte. Gut ausgeschlafen ging es dann am naechsten Morgen frueh weiter und wir erreichten Khartoum noch am selben Nachmittag.


Dort angekommen sprachen wir sogleich beim Hotel Hilton vor....nein, nicht um ein Zimmer zu beziehen, sondern wegen des "Carnet de passage", das Mamagei fuer uns arrangiert hatte und welches vom TCS direkt nach Khartoum geschickt worden war - in Ermangeluung einer eigenen Adresse ans Hilton Hotel. Da wir jedoch nicht auf ihrer Gaesteliste standen, wurde es von den Herrschaften von DHL wieder mitgenommen und in deren "Headoffice" gelagert. Diese spuerten wir nach einer Stunde Autokrieg durch Khartoums Strassen dann auch auf und nahmen das Carnet freudig in Empfang. Waeren wir eine halbe Stunde spaeter gekommen, so haetten wir bis Samstag warten muessen, da die Muslime das Wort Freitag ganz woertlich nehmen...da koennen wir noch lernen - wenn ich so an Sonntag denke. Was wir leider nicht gleich festgestellte hatten: Das Carnet (welches fuer die Einreise des Autos nach Aegypten unerlaesslich ist) war vom TCS falsch datiert worden und war bereits abgelaufen!!!! Nicht nur in Afrika laufen Dinge schief!

Khartoum entsprach nicht ganz unseren Vorstellungen und stellte sich als grosse, nahoestliche Stadt heraus....so haetten wir uns eher Dubai vorgestellt. Wir campten auf dem Parkplatz des Oertlichen Segelclubs (des "blue nile sailing clubs"), trafen dort ein paar Bekannte Gesichter, welche wir bereits in Botswana bzw. Aethiopien getroffen hatten. Und schon am naechsten Morgen gings weiter....wir hatten ja keine Zeit!


Um vom Sudan trotzdem noch etwas zu sehen, namen wir nicht die direkte Strecke nach Wadi Halfa, sondern fuhren erst ein paar hundert Kilometer durch die Wueste in Richtung Port Sudan, campierten unterwegs hinter nubischen Pyramiden und erreichten am naechsten Morgen Atbara (auf halben Weg nach Port Sudan).




Dort folgten wir der "Autobahn" durch die Wuest nach Dongola, am Nil. Von jetzt an folgte die Strasse nach Norden mehr oder weniger dem Nil und seinen kleinen nubischen Doerfern mit ihren Palmen. Wir campierten unterwegs in der Wueste und tranken am folgenden Morgen suessen Tee in einem kleinen Dorf....dessen freundliche Bewohner uns gleich dort behalten wollten.








Leider mussten wir aber, durch den Abfahrtstermin der Faehre nach Agypten gedraengt, weiter und erreichten ein paar Stunden spaeter Wadi Halfa.






Halfa war uns als dreckiges, staubiges Kaff beschrieben worden. Wir waren aber erfreut zu sehen, dass es sich um ein lebendiges (ok, staubiges) kleines Dorf handelte. Hier tickten, wie in grossen Teilen des Sudans, die Uhren langsamer und Teetrinken ist Volkssport. Wir verbrachten die letzten drei Tage vor Abfahrt der Faehre um alles zu organisieren (auf den Ersatz fuers "neue" Carnet) und campierten etwas in der umliegenden Wueste.




In Wadi Halfa trafen wir auch wieder auf Zitoun, einen franzoesischen Motoradfahrer. Ihn hatten wir schon in Nairobi, Addis Abeba und an der Grenze zwischen Aethiopien und Sudan getroffen. Gemeinsam organisierten wir das Verschiffen der Fahrzeuge....oder suchten wenigstens einen Agenten, der sich damit auszukennen glaubte.


So bestiegen wir an einem heissen (wie koennte es in dieser Ecke der Erde auch anders sein) Mittwoch Nachmittag die Faehre und nach nur ein paar Stunden Wartezeit im Hafen verliessen wir in der Abenddaemmerung den Hafen und damit den Sudan.







Schoen wars, im Sudan!




Äthiopien, Dez. '09- Jan. '10


Die ersten Eindruecke von Aethiopien waren positiv. Dies erstaunte uns, da wir im Vorfeld von anderen Reisenden viel Schlechtes ueber dieses Land (und vor allem seine Bevoelkerung) gehoert hatten. Dokch wie so oft entsprachen unsere Erfahrungen nicht ganz denen anderer Leute.

Aethiopien ist sehr stark bevoelkert und so waren wir fast nie alleine. Die Strassen schienen als Dorfplatz zu dienen und es tummelten sich alt und jung darauf. Wobei "tummeln" hier nicht nur fuer "gehen" steht, sondern auch noch fuer "liegen" "sitzen" "essen" und "ein Nickerchen machen" herhalten muss. Und was die Menschen koennen, das koennen die Tiere schon lange und so gesellten sich noch jede Menge Ziegen, Schafe, Hunde und Esel (mit ohne Karren) dazu. Ein wildes Durcheinander, besonders, wenn man mit dem Auto unterwegs ist.

Aber so schlimm wars nicht und wer nach Afrika kommt, will auch Afrika sehen.









Die Aethiopier. Ja, sie waren wirklich neugierig, doch kann man es wohl keinem verueblen, dass er gerne zusieht, wenn im Dorf endlich einmal etwas laeuft - besonders, wenn ein paar komische "faranji" (weisse) mit ihrem Mobil anhalten. So wurde freudig gedraengelt, damit auch jeder etwas sehen kann. Doch waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Wunderbar.

Auch ueber das Essen hatten wir viele unterschiedliche Meinungen gehoert. Uns schmeckte das (zugegeben etwas spezielle) aethiopische Essen und wir probierten hier und dort.... immer gefolgt von einem wunderbaren Macchiato. Dass die Italiener mal hier gewesen sind liess sich auch daran erkennen, dass fast auf jeder Speisekarte unter einheimischem Essen auch Spaghetti und Lasagne aufgefuehrt waren - sind ja auch typisch aethiopische Gerichte. Allgemein ist Aethiopien ein sehr (!) gruenes Land. Ueberall gruente und bluehte es und auf den Maerkten gab es Gemuese in Huelle und Fuelle zu kaufen.





Das Bild vom ausgemergelten Aethiopier, musste definitiv aus unserer Vorstellung weichen. Es wurde auf der Stelle von Bilder von Leuten ersetz, welche gekleidet waren als ob sie direkt aus der Bibel gehuepft waeren (vor allem noerdlich von Addis). Spaeter erfuhren wir im Gespraech mit Europaeren, die in Aethiopien leben, dass diese Hungersnoete von der Regierung aus verschiedenen Gruenden "kuenstlich" herbeigefuehrt werden....Vorraete werde zu guten Preisen anderswo abgesetzt, drohender Hunger wird angekuendigt und dadurch kommt dann die Internationale Hilfe ins Rollen und bringt gutes Geld ins Land. Uns ist speziell aufgefallen, dass bestimmt die Haelfte aller Autos in Aethiopien (wenn nicht mehr) grosse, weisse, neue Gelaendewagen (Toyota Landcruiser) waren. Ein Hinweis auf eine aktive Hilfsindustrie....wovon sicher ein Teil gerechtfertig und sinnvoll ist, jedoch auch voll im Sinne der Maechtigen im Lande funktionieren (Aethiopien ist praktisch eine Diktatur).



Ums Auto (auch gross und weiss aber nicht mit Hilfsgeldern bezahlt) drehten sich dann unsere zwei Wochen in Addis Abeba. Wir campierten im Zentrum der Stadt im Hof eines Hollaendischen Restaurants, welches auch Camping anbietet. Ein guter Platz von wo aus wir die sympatische Stadt, welche von Stadtbild her eher im Osten Europas als in Afrika anzusiedeln waere zu Fuss erkunden konnten.




In Addis versuchten wir, den guten Kerim zu verkaufen. Im Vorfeld ist uns gesagt worden, dass dies hier problemlos moeglich sei. Kaeufer haetten wir auch gefunden, doch machte uns schliesslich der Zoll einen Strich durch die Rechnung. Denn um ein Fahrzeug hier verkaufen zu koennen, haetten wir es erst importieren muessen (klar). Dies hatte jedoch einen Haken. Um den Wert (und damit die zu erbringenden Zoelle) zu ermitteln, wird vom Zoll der Neuwert des Autos (!) genommen. 200% davon sind als Zoll zu erbringen, darauf kaemen nochmals 30% vom ganzen und darauf nochmals 15% und und und.....wer will denn schon 40`000$ fuer ein fast zwanzig Jahre altes Auto bezahlen? So mussten wir dieses Vorhaben aufgeben und beschlossen, mit Kerim nach Hause zu fahren.




Dazu wollten wir noch ein paar kleine Reparaturen vornehmen lassen.....und nach einem Tag Arbeit in einer uns empfohlenen Werkstatt hatten wir dann so richtig grosse Probleme. Wir schafften es gerade noch knapp bis "nach Hause". Also dauerte es eine weitere Woche (warten, warten und ein bisschen arbeiten), um den Schaden wieder rueckgaengig zu machen. Oder wenigstens einen Teil davon....wobei bestimmt wieder neue Schaeden entstanden sind! So langsam machte sich eine kleine Frustration breit, denn jede Reparatur in Afrika hatte bisher ihre Folgen. So kamen wir mit einem guten Auto nach Aethiopien und verlassen es mit einem scheppernden!

Ausserdem mussten wir zwischendurch noch den Botschaften von Sudan und Aegypten Besuche abstatten. Denn, ohne gueltiges Aegyptisches Visum wollte uns die Sudanesische Botschaft kein Visum ausstellen....was ja auch Sinn machte, denn wir haetten dort sonst um Asyl angesucht! So mussten sie sich jedoch keine Sorgen machen und stellten uns, nach Bezahlung von 100$ pro Kopf fuer ein Touristenvisum (1 Monat) jeweils ein Transitvisum (2 Wochen) aus. Denn in Afrika hat Bezahlung bekanntlich nur eine sehr indirekte Beziehung zur zu erbringenden Leistung....."problem, why? Go to complain somwhere else!"

In der ersten Januarwoche machten wir uns also auf den langen Heimweg. Um uns Aethiopiens viele Sehenswurdigkeiten in Ruhe anzuschauen fehlte uns die Zeit und wir machten uns auf dem direkten Weg auf an die Sudanesische Grenze - knappe 800km. Am zweitletzten Tag in Aethiopien, in Gonder, hat Daina dann noch eine "allergische Reaktion" auf die einheimischen Bakterien im Essen bekommen und musste danach eine Nacht und einen Tag zwischen Klo und Bett pendeln. Mit etwas Hilfe war sie nach einem Ruhetag "ready" fuer die Weiter- und Einreise nach Sudan.












07 Januar 2010

Kenyas wilder Norden, Dezember 2009

Reise zum Mond und in die Vergangenheit





Bei der Rueckkehr aus unserem Indien-Urlaub sollte die Regenzeit schon laengst Vergangenheit sein. Dem war nicht so und wir landeten unter einem bewoelkten Himmel in Nairobi - zurueck in Afrika. Als ob wir nie weggewesen waeren.

Nachdem wir uns ein paar Tage darauf brav bei Zoll (Kerim) und Immigration (wir) ausgestemmpelt hatten, haben wir Nairobi an einem Dezembermorgen verlassen und sind von dort nach Archerspost, 200km noerdlich gefahren. Dort verbrachten wir die Nacht auf einem einfachen aber teuren Campingplatz. Der gehoerte zu einem Projekt, welches ausgestossenen Frauen und Maedchen das Leben in einer neuen Gemeinschaft ermoeglicht, einer Art Frauendorf. Dieses Dorf besuchten wir am naechsten Morgen (kostete natuerlich etwas aber sollte ja hoffentlich einem guten Zweck zugute kommen) und wurden tanzend empfangen…wobei Daina gleich auch noch mitmachen durfte/musste. Der Besuch gab uns einen guten Einblick ins einfache Dorfleben der Samburus, einem wildgeschmueckten Hirten- und Kriegerstamm im Norden Kenyas. Erste Kontakte mit ein paar dieser wilden Gestalten hatten wir bereits am Vorabend bei einem Spaziergang durchs Dorf gemacht. Wobei sie geauso neugierig waren wie wir.









Kurz nach Archers Post verliessen wir die Hauptverbindungsachse Kenya-Aethiopien und holperten 200km in nordwestliche Richtung ueber felsige Pfade nach Maralal. Von jetzt an sahen wir nur noch vereinzelt Auto oder Motorraeder und an manchen Tagen gar nichts. Auch wurden die Schmuecke der verschiedenen Staemme wilder. Wunderschoen, wie man sich Afrika vorstellt!



Ab Maralal wurde es noch holpriger und die nachsten 100 km kamen wir nur noch mit Untersetzung voran - von einem Stundenschnitt von etwa 15km gar nicht zu sprechen. Der Weg bestand hauptsaechlich aus scharfkantigen Felsplatten und wir bangten staendig um unsere Reifen. Doch irgendwann war es geschafft und wir kamen auf eine sandige Ebene, gespickt mit wunderschoenen Akazien. Endlich konnten wir etwas ruhiger fahren Wie auch zuvor sahen wir Hirten (alle mit Sturmgewehren und Macheten bewaffnet) mit ihren Kamelen, Ziegen und Kuehen.





Doch die Ruhe sollte nicht lange waehren. Innert Minuten braute sich ein heftiges Unwetter zusammen. Kaum hatte der Regen eingesetz, war er auch schon so stark, dass wir den Pfad nicht mehr sehen konnten und gezwungen waren anzuhalten. Dies in einem Gebiet, dass vielleicht 6cm Regen pro Jahr sieht, normalerweise! Ein paar weitere Minuten spaeter war der Pfad zum Fluss geworden und wir hatten Angst, mitsamt Kerim davon gespuelt zu werden. Also versuchten wir langsam weiterzufahren....was auch ein paar hundert Meter klappte. Und dann kam eine Stelle, fuer uns unsichtbar unter den Fluten verborgen, an der das Wasser in den wenigen Minuten eine tiefe Querrinne in die "Strasse" gespuelt hatte. Und pflatsch, tauchten Kerims Schnauze tief ein….wenige Augenblicke spaeter begann der Motor zu stottern. Denn, benzinbetriebene Autos und Wasser vertragen sich nicht! Doch Daina schaffte es, Kerim wieder aus dem Graben zu wuchten ohne dabei den Motor abzuwuergen, womit die Probleme erst so richtig begonnen haetten. Von nun an musste Robin mit Regenschirm und Stock bewaffnet voranwaten um die Tiefe und Befahrbarkeit der Strasse zu pruefen. Wir waren noch mal mit einem Schrecken davon gekommen und schafften es nach Baragoi, dem naechsten Dorf.



Eine halbe Stunde spaeter schien die Sonne wieder und sandige Pfade fuehrten uns am Rande der Wueste Chalbi entlang. Und dann, nach etwa 60 km aenderte sich die Landschaft schlagartig. Erst lagen vereinzelte, bowlingkugelgrosse Lavakugeln herum. Schon bald wurden es immer mehr, bis sich in alle Himmelsrichtungen Kugel an Kugel reihte - keine Baeume, nur vereinzelt ein Pflaenzchen! Nur Lavakugeln und hin und wieder etwas Sand! Wie auf dem Mond. Wir holperten ein paar Stunden durch die Lavagegend und als wir ueber einen Huegel kamen lag ploetzlich der Turkanasee vor uns: Riesengross, ein See auf dem Mond! Bereits anch Einbruch der Dunkelheit erreichten wir Loyangalani.







Zu sehen gibt es dort nichts, ausser Sand, Lava und ein paar Huetten in denen Angehoerige des Turkanastammes hausten. Deren Frauen und Maedchen tragen Irokesenschnitte und das Ausdehnen der Ohrloecher ist Volkssport.





Hier goennten wir uns einen Ruhetag und diese Pause sollte unsere Reiseplaene kreuzen. Die Weiterfahrt begann dann wieder mit Lava, doch bald wurde aus der Lavawueste eine Kies- und dann eine Sandwueste. Wir folgten einfach den wenigen
(1 bis 2) Spuren und genossen die Gegend. Und wieder kam der Regen. Nicht so stark, doch reichte es aus, um eine Sandpiste in eine Schlammpiste zu verwandeln. Und dann standen wir auch schon vor dem ersten, "frischen" Fluss. Knietief und 20 bis 30 Meter breit war er doch ein ernstzunehmendes Hindernis. Wieder hiess es waten und auch den Weiterverlauf des Pfades auf der anderen Seite suchen. Und dann blieb uns nichts anderes ueberig als warten. Das Risiko, mitten im Fluss stecken zu bleiben war zu gross....wer weiss, welche Wassermassen noch kommen? Der Vorteil ist aber, dass das Wasser zwar schnell kommt, es aber auch wieder schnell zurueck geht. So war nach einer halben Stunde das Wasser etwa 10 cm zurueckgegangen und wir wagten und schafften die Durchfahrt. Geschafft! ....doch auf die nachsten 40km verteilt erwarteten uns noch ein paar weitere Fluesse dieser Art, jeder mit seinen eigenen Tuecken: Sandige oder schlammige Flussbette, grosse Steine im Wasser, viel Wasser.....was man halt gerade nicht gebrauchen kann! Doch wir meisterten sie alle - etwas anderes blieb uns ja auch nicht uebrig. Doch dauerte es Stunden.....warten, graben, sondieren, messen.









Die Nacht verbrachten wir am Rande des Sibiloi Nationalparks und am naechsten Tag mussten wir durch den Park fahren. Dafuer durften wir 40 $ bezahlen und keine Tiere sehen. Denn der Park hat mit Tieren nichts zu tun sondern ist das Resultat politischer und persoenlicher Machtspiele. Der Weg war wieder sehr schlammig und immer wieder mussten wir weite Flaechen ueberqueren die uns und Kerim gut trugen...und dann ploetzlich nachgaben.





Aber auch dies ueberstanden wir leicht genervt und erreichten am spaeten Nachmittag den Grenzort Ileret.. Hier teilte uns die Polizei mit, dass die Grenze wegen Cholera geschlossen sei. Nach etwas Jammern (und Heulen von Dainas Seite) liess man uns jedoch trotzdem passieren....Aethiopien war nur noch 10km entfernt. Aber sooo einfach sollte es dann doch nicht gehen! Schon kurz ausserhalb des Ortes (wieder folgten wir den wenigen Spuren) sanken wir wieder im Schlamm ein - doch diesmal so richtig tief! Wir wuehlten und buddelten und nach einiger Zeit kam uns Pater Florian, (ein Deutscher Kapuziner der schon seit ueber zwanzig Jahren in Afrika taetig ist) mit einem Landrover voller Kinder zu Hilfe. Und mit vereinten Kraefen schafften wir es dann nach zwei Stunden, Kerim aus dem Matsch zu ziehen - und hatten uns selbst dabei in ueble Schlammkreaturen verwandelt! Die Weiterfahrt hatte keinen Sinn. Aber erst fuhren wir ans nahegelegene Ufer des Lake Turkana und wuschen uns und unsere Kleider...so gut es im nach Urin stinkenden Uferwasser halt ging. Die Nacht campierten wir dann vor der Katholischen Mission und Pater Florian gab ein paar unglaubliche aber spannende Afrika-Geschichten zum Besten. Auch mussten wir erfahren, dass die Querung nach Aethiopien in den naechsten Tagen aussichtslos sei, da es noch ein paar Flusslauefe (breitere, mit noch mehr Schlamm und Wasser) dazwischen haette. Wir gaben auf! Waeren wir (wie dies alle andern tun!) mit mehreren Fahrzeugen unterwegs gewesen, so haette man sich gegenseitg helfen koennen und die Querung vielleicht schaffen koennen. Doch alleine: NO WAY! ...wer will denn steckenbleiben und anschliessend von einer Springflut erfasst werden? Wir nicht, asante sanaa!



So kauften wir am naechsten Tag der Mission etwas Benzin ab. Nochmals Glueck gehabt, den wir haben mit aethiopischen Tankstellen gerechnet und auf aethiopischer Seite war die naechste Tanksaeule 500km entfernt! Und so machten wir uns auf den langen, mit vielen Hindernissen gespickten 700km Umweg zur naechsten offenen Grenze in Moyale, weit (weit!!) oestlich. Man denke an wiederum Lava-Fussbaelle, Pisten im Stile von Sandbaenken (inklusive Flussgeroell!), Flussdurchfahren und viel, viel Schlamm. Dazu muss gesagt werden, dass diese Region unter einer extremen Duerre gelitten hatte und schon vier Regenzeiten ausgeblieben waren! Doch da wir beiden ja eine Art Regenmacher zu sein scheinen wurde aus der duerren, staubigen Wueste eine morastige Moorlandschaft. Hat uns ja sehr fuer die armen Menschen und ihre Tiere gefreut - aber warum gerade wenn wir kommen? Ausserdem bewirkt der erste Regen nach so langen Duerren, dass die Tiere, durch Hunger und Durst geschwaecht, sich eine Erkaeltung holen und innert Stunden grosse Teile der Herden sterben.





Wieder sahen wir so gut wie keine Autos, dafuer viele Nomaden mit riesigen Kamelherden! Wir uebernachtetetn einmal in North Horr vor einer Polizeistation und plauderten Stundenlang mit jungen Polizisten ueber das Leben in Kenia. Diese begruessten uns mit “Ihr seid dort angekommen, wo ihr hinwollt.” So setzten wir uns und die Stunden vergingen wie im Flug.



Eine weitere Nacht campten wir bei einer Mission der " African Inland Church " in Kalacha, am Rande der Chalbi-Wueste in einer Oase. Nicht ganz unser Stil, doch waren es sehr freundliche, hilfsbereite Leute. Kurz vor erreichen der Ortschaft hatte sich ein erst gerade in Nairobi geschweisstes Teil (Stabilisator-Stange…oder so) losgerissen und hier wurden sie geholfen - die Jungen Missionare reparierten unser Auto wie's kein Afrikaner zuvor gemacht hatte (!) und wir erhielten einen aufschlussreichen Einblick in ihr Leben....ob es richtig ist, den Staemmen die Bibel naeher zu bringen sei dahingestellt. Jedoch scheinen sie mehr Sozialarbeit als irgend etwas anderes zu leisten....wir waren dankbar, uebernachtetetn auf ihrer Campsite unter einem Bilderbuch Wuesten-Sternenhimmerlund und plantschten in ihrem Pool!. Hat auch was gutes, so eine Oase.



Frisch geflickt fetzten wir dann am naechsten Tag durch die Sandwueste. Der Weg sei sehr wahrscheinlich passabel....wenn wir jedoch einsinken wuerden, Pech gehabt. Die Spuren anderer Fahrzeuge fuehrten uns quer durch die Wueste ueber eine fantasitsche Sand- und Salzflaeche. Hatte es hier kuerzlich geschneit?





Dann ging es weitere 100km ueber knochenbrechende, hirnerschuetternde Wellblechpisten und Schotterpfade nach Marsabit. Waren wir also wieder zurueck auf der Hauptverbindungsachse nach Aethiopien! Wir hatten eine strenge aber schoen Zeit hinter uns, moechten davon aber keine Minute (ok, fast keine) missen! Von dort fuehrte uns eine 250km lange Schotter- und Wellblechpisten an die Grenze, welche wir problemlos passierten! Wer haette dies gedacht, nach dem Visa-Aufstand in Nairobi!



Schliesslich verliessen wir Kenya am 17.. 12. 2009 und trafen in Aethiopien am 10.4. 2002 ein. Zeitreise nach Aethiopien, sozusagen! Nicht schlecht! (...hat aber damit zu tun, dass die Aethiopier einen eigenen Kalender haben.)

Doch die harten Bedingungen haben ihre Zoelle gefordert. Wir waren hundskaputt, ein paar Kilo leichter (nicht nur Benzin), ein paar Jahre aelter und konnten uns nicht mal richtig darueber freuen, endlich in Aethiopien zu sein. Auch hatte Kerims Dachtraeger ein kleines Loch ins Dach gerissen (wen wunderts, bei der marokanischen Fehlkonstruktion!) und es tropfte Oel in rauhen Mengen aus dem Motor. Doch der Bursche ist hart im nehmen und wir schafften es nach Addis Ababa , Aethiopiens Hauptstadt! Geschafft! Jetzt wird geflickt und dann werden wir sehen.