In Kayes beschlossen wir, nicht der (geteerten) Hauptstrasse nach Bamako (der Hauptstadt) zu folgen, sondern den direkteren Weg entlang der alten Strasse (und auch entlang der von den franzosen gebauten Eisenbahn zu fahren. So campierten wir am ersten Abend neben einem verlassenen franzoesischen Fort und einem kleinen Doerfchen, mit einem fantastischen Ausblick auf den Senegal-Fluss. Von Schlaf konnte jedoch keine Rede sein! Die ganze Nacht war ein riesen Laerm: Grillen, Froesche die ans Zelt huepfen, schreiende Esel und Vogelgezwitscher in den unglaublichsten Toenen. Entsprechend ausgeschlafen nahen wir am naechsten Morgen die Strasse in Angriff, welche uns von "ortskundigen" Personen als "nicht gut, aber passierbar" beschrieben wurde.
Die "Strasse" fuehrte uns durch unzaehlige kleine Doerfchen (wie aus dem Bilderbuch). Aus welchem jeweils "Toubab" (Weisse) und "donne moi cadeau"-Rufe erklangen und uns freundlichstrahelnde, einfach gekleidete Bauern, Frauen und Kinder zuwinkten. Das ganze entlang des Senegal (der Fluss) und durch fantastische, atembedraubende Landschaften. Die Strasse, falls man den Weg so nennen moechte, bestand aus Abschnitten mit tiefem Schlamm, felsigen Flussbetten, 30 cm breite Wege durch bis zu 2m hohe Wiesen, Steilhaenge mit messerscharfen Steinen Unterspuelten und zerfurchten Sandpisten mit metertiefen loechen und Gaeben - und auch ein bisschen Goudron, natuerlich mit maechtigen Schlagloechern gespickt. Es war also an der Zeit, unsere Meinung uber die oertliche Einschaetzung von Strassenverhaeltnissen zu ueberdenken! Denn, "nicht gut, aber passierbar" wuerde man bei uns mit "seit Jahren nicht mehr befahrbar" oder "mit gutem Schuhwerk passierbar" uebersetzen.
Nach etwa 5 Stunden und 30 Km nahmen wir noch einen Passagier an Board. Er sei, hat man uns gesagt, der Dorfaelteste eines Dorfes und muesse in die selbe Richtung. So ging es dann weiter, ueber Stock und Stein. Und nach weiteren 20 Km mussten wir feststellen, dass unser Vorhaben ein Ding der Unmoeglichkeit war. Wir verbrachten dann die Nacht im Dorf unseres Passagieres, Boubou. Dort wurde uns am naechsten Morgen eine Alternativ-Route zurueck auf die Hauptstrasse vorgeschlagen: "nicht gut, aber passierbar, gestern ist ein Fahrzeug durchgekommen" ....in Boubous Begleitung machten wir uns auf den Weg. Die etwa etwa 120 Km bis zum Asphalt waren eine elfstunden Tortur und stellten alles in den Schatten was wir und vorallem unser armes Auto bisher erlebt hatten. Schlamm, Felsen, Fluesse, Sand....und alle 20 Meter die Angst stecken zubleiben, die Achse zu brechen, ein Rad zu verlieren - vor lauter Aufregung haben sogar vergessen, Fotos zu machen...das Ganze natuerlich vor dem Hintergrund einer atemberaubenden Buschlandschaft mit Baobab-Baeumen (Affenbrot), hohem Gras und dokumentarfilmreifen Doerfern, die immer afrikanischer wurden: Immer weniger Kleidung, lange Macheten, urzeitliche Pfluege, wilde Gesichtsverziehrungen, Kopfschmuecke aus Muscheln und aehnlichem und hohe Pallisadenzaeune um die Doerfchen herum und immer freundliche Gesichter. Kurz vor dem Eindunkeln erreichten wir dann tatsaechlich die Hauptstrasse - wir hatten nicht mehr daran geglaubt! - und machten uns auf in Richtung Bamako...wo unseren Passagier gluecklich ans Ziel brachten. Dafuer seien wir jetzt in seinem Dorf immer willkommen, und falls er bei unserem naechsten Besuch schon tot sei koennen wir sicher bei seiner Familie wohnen....und die ist gross, mit 18 Kindern von x Frauen! :-)
Unserem Kerim haben wir uebrigens eine Totalwaesche versprochen, falls er die Tortur ueberleben sollte. Die hat selbstverstaendlich er auch erhalten, er ist jetzt etwa 20 Kilo leichter und glaenzt wieder wie neu! ...und wir genossen es, ein Zimmer mit Bett zu haben, unter dem Ventilator zu liegen...kurz, in einer Stadt zu sein. Auch wenn Bamako (die Hauptstadt Malis) eher ein (zugegebenermassen grosses) afrikanisches Dorf als an eine Stadt ist.
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