Die ersten Eindruecke von Aethiopien waren positiv. Dies erstaunte uns, da wir im Vorfeld von anderen Reisenden viel Schlechtes ueber dieses Land (und vor allem seine Bevoelkerung) gehoert hatten. Dokch wie so oft entsprachen unsere Erfahrungen nicht ganz denen anderer Leute.
Aethiopien ist sehr stark bevoelkert und so waren wir fast nie alleine. Die Strassen schienen als Dorfplatz zu dienen und es tummelten sich alt und jung darauf. Wobei "tummeln" hier nicht nur fuer "gehen" steht, sondern auch noch fuer "liegen" "sitzen" "essen" und "ein Nickerchen machen" herhalten muss. Und was die Menschen koennen, das koennen die Tiere schon lange und so gesellten sich noch jede Menge Ziegen, Schafe, Hunde und Esel (mit ohne Karren) dazu. Ein wildes Durcheinander, besonders, wenn man mit dem Auto unterwegs ist.
Aber so schlimm wars nicht und wer nach Afrika kommt, will auch Afrika sehen.
Die Aethiopier. Ja, sie waren wirklich neugierig, doch kann man es wohl keinem verueblen, dass er gerne zusieht, wenn im Dorf endlich einmal etwas laeuft - besonders, wenn ein paar komische "faranji" (weisse) mit ihrem Mobil anhalten. So wurde freudig gedraengelt, damit auch jeder etwas sehen kann. Doch waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Wunderbar.
Auch ueber das Essen hatten wir viele unterschiedliche Meinungen gehoert. Uns schmeckte das (zugegeben etwas spezielle) aethiopische Essen und wir probierten hier und dort.... immer gefolgt von einem wunderbaren Macchiato. Dass die Italiener mal hier gewesen sind liess sich auch daran erkennen, dass fast auf jeder Speisekarte unter einheimischem Essen auch Spaghetti und Lasagne aufgefuehrt waren - sind ja auch typisch aethiopische Gerichte. Allgemein ist Aethiopien ein sehr (!) gruenes Land. Ueberall gruente und bluehte es und auf den Maerkten gab es Gemuese in Huelle und Fuelle zu kaufen.
Das Bild vom ausgemergelten Aethiopier, musste definitiv aus unserer Vorstellung weichen. Es wurde auf der Stelle von Bilder von Leuten ersetz, welche gekleidet waren als ob sie direkt aus der Bibel gehuepft waeren (vor allem noerdlich von Addis). Spaeter erfuhren wir im Gespraech mit Europaeren, die in Aethiopien leben, dass diese Hungersnoete von der Regierung aus verschiedenen Gruenden "kuenstlich" herbeigefuehrt werden....Vorraete werde zu guten Preisen anderswo abgesetzt, drohender Hunger wird angekuendigt und dadurch kommt dann die Internationale Hilfe ins Rollen und bringt gutes Geld ins Land. Uns ist speziell aufgefallen, dass bestimmt die Haelfte aller Autos in Aethiopien (wenn nicht mehr) grosse, weisse, neue Gelaendewagen (Toyota Landcruiser) waren. Ein Hinweis auf eine aktive Hilfsindustrie....wovon sicher ein Teil gerechtfertig und sinnvoll ist, jedoch auch voll im Sinne der Maechtigen im Lande funktionieren (Aethiopien ist praktisch eine Diktatur).
Ums Auto (auch gross und weiss aber nicht mit Hilfsgeldern bezahlt) drehten sich dann unsere zwei Wochen in Addis Abeba. Wir campierten im Zentrum der Stadt im Hof eines Hollaendischen Restaurants, welches auch Camping anbietet. Ein guter Platz von wo aus wir die sympatische Stadt, welche von Stadtbild her eher im Osten Europas als in Afrika anzusiedeln waere zu Fuss erkunden konnten.
In Addis versuchten wir, den guten Kerim zu verkaufen. Im Vorfeld ist uns gesagt worden, dass dies hier problemlos moeglich sei. Kaeufer haetten wir auch gefunden, doch machte uns schliesslich der Zoll einen Strich durch die Rechnung. Denn um ein Fahrzeug hier verkaufen zu koennen, haetten wir es erst importieren muessen (klar). Dies hatte jedoch einen Haken. Um den Wert (und damit die zu erbringenden Zoelle) zu ermitteln, wird vom Zoll der Neuwert des Autos (!) genommen. 200% davon sind als Zoll zu erbringen, darauf kaemen nochmals 30% vom ganzen und darauf nochmals 15% und und und.....wer will denn schon 40`000$ fuer ein fast zwanzig Jahre altes Auto bezahlen? So mussten wir dieses Vorhaben aufgeben und beschlossen, mit Kerim nach Hause zu fahren.
Dazu wollten wir noch ein paar kleine Reparaturen vornehmen lassen.....und nach einem Tag Arbeit in einer uns empfohlenen Werkstatt hatten wir dann so richtig grosse Probleme. Wir schafften es gerade noch knapp bis "nach Hause". Also dauerte es eine weitere Woche (warten, warten und ein bisschen arbeiten), um den Schaden wieder rueckgaengig zu machen. Oder wenigstens einen Teil davon....wobei bestimmt wieder neue Schaeden entstanden sind! So langsam machte sich eine kleine Frustration breit, denn jede Reparatur in Afrika hatte bisher ihre Folgen. So kamen wir mit einem guten Auto nach Aethiopien und verlassen es mit einem scheppernden!
Ausserdem mussten wir zwischendurch noch den Botschaften von Sudan und Aegypten Besuche abstatten. Denn, ohne gueltiges Aegyptisches Visum wollte uns die Sudanesische Botschaft kein Visum ausstellen....was ja auch Sinn machte, denn wir haetten dort sonst um Asyl angesucht! So mussten sie sich jedoch keine Sorgen machen und stellten uns, nach Bezahlung von 100$ pro Kopf fuer ein Touristenvisum (1 Monat) jeweils ein Transitvisum (2 Wochen) aus. Denn in Afrika hat Bezahlung bekanntlich nur eine sehr indirekte Beziehung zur zu erbringenden Leistung....."problem, why? Go to complain somwhere else!"
In der ersten Januarwoche machten wir uns also auf den langen Heimweg. Um uns Aethiopiens viele Sehenswurdigkeiten in Ruhe anzuschauen fehlte uns die Zeit und wir machten uns auf dem direkten Weg auf an die Sudanesische Grenze - knappe 800km. Am zweitletzten Tag in Aethiopien, in Gonder, hat Daina dann noch eine "allergische Reaktion" auf die einheimischen Bakterien im Essen bekommen und musste danach eine Nacht und einen Tag zwischen Klo und Bett pendeln. Mit etwas Hilfe war sie nach einem Ruhetag "ready" fuer die Weiter- und Einreise nach Sudan.