15 Januar 2010

Sudan, Januar 2010


Der Unterschied zwischen Aethiopien und Sudan war wie Tag und Nacht, und dies war schon wenige Meter nach der Grenzbruecke klar. Auf aethiopischer Seite herrschte eben noch das pure Chaos. Jeder schien beim Zoll oder der Polizei zu arbeiten, doch keiner trug eine Uniform und die Formalitaeten wurden in Baracken abgewickelt, in denen sich jede Ziege wohlfuehlen wuerde. Dies alles verlief aber erstaunlicherweise relativ geordnet und sehr freundlich.






Ganz anders im Sudan, obwohl die freundlichkeit blieb. Hier trugen alle Uniformen, welche zugegebenermassen wie Pyjamas aussahen, aber immerhin den offiziellen vom Moechtegern abhoben. Alles war freundlich und alles war teuer, denn das Regime in Khartoum will zwar keine Touristen, aber wenn sie schon kommen, dann sollen sie auch bezahlen....was wir dann auch tun mussten. Dann wurde noch unser Auto auf Alkohol untersucht (ist ja eine islamische Republik) und wir waren drinn!






Und weiterhin haetten die Unterschiede zu Aethiopien deutlicher nicht sein koennen. Hatte es auf Aethiopischer Seite nur so von Menschen gewuselt, so war es auf sundanesischer Seite fast schon leer. Aehtiopiens gruene Berge und Taeler, welche uns bis an die Grenze umgaben, wichen ploetzlich Sudans endloser Weite. Und so rasten wir (uber perfekte, schnurgerade chinesische Strassen) dahin und konnten beobachten wie sich die Landschaft langsam aenderte. Erst saeumten Getreidefelder die Strasse und dann, nach und nach, wurde es immer sandiger bis wir ganz klar in der Sahelzone waren...mit Rinderherden, Kamelen und allem was dazugehoert. Vielleicht ueberraschend und entgegen den gaengigen Vorstellungen, scheinen Sturmgewehre im Norden Aethiopiens zum guten Ton zu gehoeren (jeder traegt jedenfalls eines), doch waren diese im Sudan eine Seltenheit - oder sie waren gut getant....wahrschreinlich aber sind alle im Sueden und Westen des Landes bei ihrer Arbeit.

So legten wir die 500km bis nach Khartoum wie im Flug zurueck (wobei der wellige Asphalt die Rolle der Luftloecher uebernahm).






Etwa nach einem Drittel der Strecke brach dann die Nacht herein und wir suchten uns eine angemessene Schlafstelle, was sich bei dieser flachen Landschaft als gar nicht so einfach erwies. Schliesslich, und es war schon fast dunkel, fanden wir dann genau was wir gesucht hatten. Hinter dem ersten Huegel seit der Grenze entdeckten wir eine Kiesgrube. So vor neugierigen Blicken geschuetzt campierten wir die erste Nacht im Sudan unter einem schoenen Wuesten-Sternenhimmel bei winterlicher Kaelte. Gut ausgeschlafen ging es dann am naechsten Morgen frueh weiter und wir erreichten Khartoum noch am selben Nachmittag.


Dort angekommen sprachen wir sogleich beim Hotel Hilton vor....nein, nicht um ein Zimmer zu beziehen, sondern wegen des "Carnet de passage", das Mamagei fuer uns arrangiert hatte und welches vom TCS direkt nach Khartoum geschickt worden war - in Ermangeluung einer eigenen Adresse ans Hilton Hotel. Da wir jedoch nicht auf ihrer Gaesteliste standen, wurde es von den Herrschaften von DHL wieder mitgenommen und in deren "Headoffice" gelagert. Diese spuerten wir nach einer Stunde Autokrieg durch Khartoums Strassen dann auch auf und nahmen das Carnet freudig in Empfang. Waeren wir eine halbe Stunde spaeter gekommen, so haetten wir bis Samstag warten muessen, da die Muslime das Wort Freitag ganz woertlich nehmen...da koennen wir noch lernen - wenn ich so an Sonntag denke. Was wir leider nicht gleich festgestellte hatten: Das Carnet (welches fuer die Einreise des Autos nach Aegypten unerlaesslich ist) war vom TCS falsch datiert worden und war bereits abgelaufen!!!! Nicht nur in Afrika laufen Dinge schief!

Khartoum entsprach nicht ganz unseren Vorstellungen und stellte sich als grosse, nahoestliche Stadt heraus....so haetten wir uns eher Dubai vorgestellt. Wir campten auf dem Parkplatz des Oertlichen Segelclubs (des "blue nile sailing clubs"), trafen dort ein paar Bekannte Gesichter, welche wir bereits in Botswana bzw. Aethiopien getroffen hatten. Und schon am naechsten Morgen gings weiter....wir hatten ja keine Zeit!


Um vom Sudan trotzdem noch etwas zu sehen, namen wir nicht die direkte Strecke nach Wadi Halfa, sondern fuhren erst ein paar hundert Kilometer durch die Wueste in Richtung Port Sudan, campierten unterwegs hinter nubischen Pyramiden und erreichten am naechsten Morgen Atbara (auf halben Weg nach Port Sudan).




Dort folgten wir der "Autobahn" durch die Wuest nach Dongola, am Nil. Von jetzt an folgte die Strasse nach Norden mehr oder weniger dem Nil und seinen kleinen nubischen Doerfern mit ihren Palmen. Wir campierten unterwegs in der Wueste und tranken am folgenden Morgen suessen Tee in einem kleinen Dorf....dessen freundliche Bewohner uns gleich dort behalten wollten.








Leider mussten wir aber, durch den Abfahrtstermin der Faehre nach Agypten gedraengt, weiter und erreichten ein paar Stunden spaeter Wadi Halfa.






Halfa war uns als dreckiges, staubiges Kaff beschrieben worden. Wir waren aber erfreut zu sehen, dass es sich um ein lebendiges (ok, staubiges) kleines Dorf handelte. Hier tickten, wie in grossen Teilen des Sudans, die Uhren langsamer und Teetrinken ist Volkssport. Wir verbrachten die letzten drei Tage vor Abfahrt der Faehre um alles zu organisieren (auf den Ersatz fuers "neue" Carnet) und campierten etwas in der umliegenden Wueste.




In Wadi Halfa trafen wir auch wieder auf Zitoun, einen franzoesischen Motoradfahrer. Ihn hatten wir schon in Nairobi, Addis Abeba und an der Grenze zwischen Aethiopien und Sudan getroffen. Gemeinsam organisierten wir das Verschiffen der Fahrzeuge....oder suchten wenigstens einen Agenten, der sich damit auszukennen glaubte.


So bestiegen wir an einem heissen (wie koennte es in dieser Ecke der Erde auch anders sein) Mittwoch Nachmittag die Faehre und nach nur ein paar Stunden Wartezeit im Hafen verliessen wir in der Abenddaemmerung den Hafen und damit den Sudan.







Schoen wars, im Sudan!