Bei der Einreise nach Malawi merkten wir schnell, dass die Grenzbeamten nicht wussten, was mit uns zu geschehen hatte. Sie waren freundlich und liessen sich mehrmals erklaeren, was Liechtenstein sei und wo es liege. Dazu kam die Skizze auf der ersten Seite des Passes wiedereinmal gelegen, nicht so gelegen kam das "selbstgemachte" Erscheinungsbild des Liechtensteiner Passes. Weshalb auch immer, unsere Paesse wanderten erst einmal in eine Schublade. (Vielleicht geht das Problem ja von selbst weg!)
Zwei Stunden spaeter war dann klar, dass wir (wie wir ja schon wussten) ein Visum brauchten. Man stellte uns also einen handgekrizzelten Zettel aus und wies uns an, am naechsten Tag in Blantyre (der zweitgroessten Stadt in Malawi), auf der "Immigration" ein Visum zu kaufen. Dieser Aufforderung kamen wir dann auch plichtbewusst nach und erkauften uns so nach einem halben Tag warten und etwas Buerokratie drei Monate Aufenhalt in Malawi.
Blantyre gefiel uns sehr gut, da es etwas chaotisch, sehr afrikanisch und trotzdem zu Fuss begehbar ist. Wir schlenderten also ein paar Tage durch Maerkte, bunte Strassen und Handwerkerviertel. Ausserdem brauchte Kerim mal wieder etwas Aufmerksamkeit und so goennten wir ihm einen Oelwechsel und liessen ein paar kleine Reperaturen vornehmen. Denn, nichts geht ueber ein zufriedenes Auto!
Nach Blantyre zog es uns an den Lake Nyasa, dem blauen, klaren und tropisch anmutenden Touristenmagneten Malawis. Doch kamen wir erst mal keine 30 Meter(!), bevor uns schon der erste Polizist eine Busse andrehen wollte. "Mangelnde Reflektoren", vorne weiss und hinten rot. Doch seiner Euphorie ueber die unverhoffte Gehaltsaufbesserung mussten wir einen ueblen Daempfer versetzen - bereits das blosse Erwaehnen eines klaerenden Anfrufs bei der Botschaft reichte aus, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. An diesem Tag wurde ausserdem noch mehrmals unsere Versicherung angeschaut, die beiden Pannendreiecke inspiziert, die Hupe kontrolliert und auch die Funktion des Scheibenwischers inklusive Wischwasser musste ueberprueft werden...zum grossen (leicht am Gesicht abzulesenden) Leid der kontrollierenden Beamten war alles in bester Ordnung. Wir erreichten, nach mehrstuendiger Spiessrutenfahrt hunderte von lastentransportierenden, schwankenden Radfahrern, ungehindert Cape Maclear.
Die Radfahrer sollten unser Bild von Malawi praegen! Dies besonders, da in Malawi verhaeltnismaessig wenige Autos und Lastwagen fahren. So wird ein Grossteil des Gueterverkehrs (Berge von Holzkohle, Zuckerrohr, Tische, Saerge...) per Fahrrad erledigt. Dieses Unterfangen wird dadurch erschwert, dass die meisten Strassen links und rechts metertief abfallen, dort wo bei uns der Radstreifen waere. Kreuzen sich also zwei Autos, Busse oder Lastwagen, so balancieren die guten Radler ihre Raeder am Rande des Abgrunds und muessen hoffen, nicht erfasst oder von der Strasse geblasen zu werden!
Cape Maclear stellte sich als verschlafenes kleines Dorf am See heraus, welches voll auf Tourismus ausgericht zu sein scheint...am Strand (500m lang und etwa 2m breit) wimmelte es von Beachboys/Haendlern. Im Angebot waren unter anderem Fische, Boots- & Dorf-Touren, Souveniers, Bilder, T-Shirts und Fruechte! Ein aehnliches Bild bot sich an allen Straenden in Malawi und so machten wir etwas Beach-Hopping entlang des etwa 900km langen Sees, mit Etapen von jeweils etwa 200 Km.
So erreichten wir nach einer Woche Nkhata Bay. Der Unterschied zu den vorangegangenen "Straenden" war, dass Nkhata Bay ein kleiner Hafen war, der nur nebenher noch vom Tourismus profitierte. So konnten wir ungestoert durchs Dorf schlendern, beobachten wie Boote be- und entladen und frische Fische auf dem Markt geschleppt und zerteilt wurden. Ausserdem kam ueber den See frisches Gemuese aus Tanzania. Kurz, es bluehte ein reger Handel und buntes Treiben...bei dieser Mischung aus entspanntem Strandleben und geschaeftigem afrikanischem Hafen und Markt, liess es sich gut ein paar Tage aushalten.
Nach Nkhata Bay war unsere naechste Station das nur 50 Km entfernte Mzuzu, die drittgroesste Stadt in Malawi....wobei "Stadt" hier ein leicht uebertriebener Begriff ist. Hier stockten wir unsere Lebensmittel-Vorraete auf und vor allem war es an der Zeit, einen Geldautomaten zu Gesicht zu bekommen.
Dazu hatten wir uns leider genau den falschen Zeitpunkt ausgesucht! Eigentlich haetten wir an den vermehrten Polizeikontrollen auf den Strassen merken muessen, das der Monat sich dem Ende zu geneigt hatte....die Polizisten brauchten Geld, denn Bier ist nicht umsonst. Leider aber nicht nur fuer die Polizisten und so standen wir stundenlang Reihe, um etwas Geld abzuheben - was dann doch nicht funktionierte!
Am naechsten Morgen klappte es dann doch mit dem Geld und wir rasselten mit vollen Taschen ueber staubige Strassen zum "Waza Marsh Game Reserve". Dort fanden wir eine schoene Landschaft mit einem verlotterten Campingplatz am See vor, von wo aus wir den Nilpferden im Wasser zuschauen konnten. Die eigentlichen Stars des Parks sollten aber die Elefantenherden sein, denen es im und ums Camp sehr wohl sein soll - leider waren diese jedoch durch den Laerm der Baumaschinen (um die Schotterpisten des Parks nach dem Regen wieder in Stand zu setzten) tief in den Busch vertrieben worden....uns kamen Zweifel, ob es dort ueberhaupt Elefanten gab. Wir machten einen "Wildlifewalk" am See entlang: Zwei Stunden und etwa 2 Km spaeter waren wir wieder zurueck. Der "Walk" an sich war nicht so beindruckend und das "Wildlife" beschraenkte sich auf ein Rudel Springboecke, ein paar Paviane und ein paar verwirrte Rebhuehner. Dafuer erlaeuterte der Ranger, wozu so ein "Nationalpark" gut sei: Unsere Annahme, dass dies etwas mit dem Schutz der Tiere und dessen Lebensraum zu tun haben koennte, war weit gefehlt! Nein! "Ein Nationalpark ist dazu da, um den "Musungus" (den Weissen) die Tiere zu zeigen, die sie daheim nicht haben. Darum darf man seit ein paar Jahren auch keine Elefanten mehr schiessen."....schade eigentlich.
Die letzten 200 Kilometer bis an die Grenze zu Tansania fuehrten uns erst einen Tag lang durch eine huegelig, tropische Landschaft. Wobei die Strasse von der holprigsten Sorte war (nicht schlecht, nur holprig!) und so staubig, dass wir sogar bei geschlossenen Fenstern anschliessen aussahen, als ob wir in ein oranges Mehlfass gefallen waeren. Diese Staub-Strasse ging allmaehlich in einen steil abfallenden Waldpfad ueber....und schliesslich kamen wir zurueck an den See und damit auf die Hauptstrasse, welche uns (nicht voellig Schlagloch-frei) nach Tansania fuehrte.
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